"Erneute Tariferhöhungen sind das falsche Signal an unsere Fahrgäste"

Tariferhöhungen, wie erneut vom Hamburger Senat entschieden, sind das falsche Signal an unsere Fahrgäste! Denn es nützt niemandem, wenn sich nur noch Besserverdienende ein Taxi leisten können und Geringverdiener darauf verzichten müssen. „Das würde vor allem alte und kranke Menschen treffen, die aber besonders auf das Taxifahren angewiesen sind“, sagt Günther Möller, geschäftsführender Gesellschafter von Taxi Hamburg 6x6 und Taxiruf 44 10 11. 


„Die schlechte Auslastung der Taxen in Hamburg ist das Hauptproblem“, erklärt Günther Möller, und er fügt hinzu: „Laut Ergebnis des jüngsten Hamburger Taxenpanels vom Juli 2014, das die Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation (BWVI) bei der Marketing- und Forschungsagentur Linne + Krause in Auftrag gegeben hat, lag die Auslastung der Hamburger Taxen im Jahr 2013 bei nur 25,6 Prozent. Das heißt: 74,4 Prozent ihrer Arbeitszeit verbringen Taxifahrer damit, auf Taxigäste zu warten! Wenn sich dieses Verhältnis umkehren ließe, wären die Einnahmen der Taxiunternehmer ausreichend hoch, um auch Mindestlöhne in Höhe von 8,50 brutto pro Stunde an die Fahrer zu bezahlen!“


Abgesehen davon, dass es im Verlauf der vergangenen fünf Jahre bereits Tariferhöhungen von mehr als 20 Prozent gegeben hat und es mit der neuen Erhöhung dann fast 30 Prozent werden, führt jede Tariferhöhung zu Kundenverlusten, weil unsere Kunden, besonders in Hamburg, sehr viele Beförderungsalternativen zum Taxi haben. Und diese Alternativen nehmen eher zu als ab.

Lediglich eine bessere Auslastung der Taxen führt zu mehr Einnahmen. Und das erreichen Taxi-Unternehmer nur, wenn sie lernen, die Einsatzzeiten ihrer Taxen dem Bedarf der Fahrgäste entsprechend anzupassen und damit effektiver einzusetzen. Mit Tariferhöhungen dagegen erreichen wir keinesfalls bessere Auslastungen der Taxen, ganz im Gegenteil: Je mehr im Taxi-Gewerbe verdient wird, desto ineffektiver wird dort oft gearbeitet, weil bei vielen Unternehmern die Reflektionen über den Zusammenhang von Preis und Leistung fehlen.

Natürlich haben wir Verständnis dafür, dass die Kollegen aufgrund des kommenden Mindestlohns mehr Geld wollen. Zugleich aber muss man auch sehen, dass viele Taxifahrer nach Beendigung einer Tour immer wieder leer zu ihrem Ausgangspunkt zurückkehren, statt nach logistischen Prinzipien zu arbeiten und in dem Stadtteil auf neue Fahrgäste zu warten, wo sie die alten abgesetzt haben.  Zusätzliche Treibstoffkosten, staubedingte Wartezeiten und Umweltbelastungen werden dabei in Kauf genommen. Auf diese Weise werden von einem Großteil der Hamburger Taxen eine Unmenge an Leerkilometern im Jahr produziert. Bei den verkehrsbedingt geringen Durchfahrgeschwindigkeiten in der Hansestadt kommen zu den Leerkilometern dann noch die Arbeitsstunden hinzu, die sie während dieser Leerkilometer-Zeit unnütz verbraucht haben. Günther Möller bemerkt: „Angesichts solch’ unwirtschaftlicher und unökologischer Arbeitspraktiken erscheint uns der fortwährend sich wiederholende Ruf nach höheren Taxitarifen geradezu paradox.“ 


Aus den hier dargestellten Problemen entsteht fast zwangsläufig die Frage, ob nicht eine Deregulierung des Taxi-Gewerbes besser wäre, so wie es kürzlich auch von der Monopolkommission in ihrem Hauptgutachten gegen Wettbewerbsbeschränkungen (GWB) empfohlen wurde. Mit der damit einhergehenden unternehmerischen Freiheit für Taxiunternehmer, über ihre Preis-/Leistungsgestaltung selbst entscheiden zu können, wäre den immer näher kommenden Bedrohungen von Seiten staatlich subventionierter Konkurrenz wie dem Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) oder von Seiten der Wildwuchswettbewerber wie UberPop &Co wahrscheinlich effektiver zu begegnen.

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