Taximarkt vor neuen Herausforderungen

4. Taxi-Tag in der IHK / Mindestlohn belastet Branche

 

Münsterland/Emscher-Lippe-Region. - Über Digitalisierung, neue Geschäftsmodelle und Mindestlohn diskutierten rund 40 Taxiunternehmer beim 4. Taxi-Tag in der Industrie- und Handelskammer (IHK) Nord Westfalen in Münster. „In der Branche ist viel in Bewegung“, fasste IHK-Referentin Beate Schleicher die Stimmung zusammen. Roland Böhm, Geschäftsführer der Taxizentrale Münster, appellierte an die Kolleginnen und Kollegen aus dem Münsterland und der Emscher-Lippe-Region: „Jetzt kommt es darauf an, die Veränderungsprozesse mitzugestalten und die Chancen zu nutzen.“

 

Wie die Zukunft der Branche aussehen kann, skizzierte Christian Brüggmann von der Taxi-Union Hamburg in seinen Bericht über das sogenannte „Hamburger Modell“. Gemeinsam sei es damit den Taxiunternehmer der Hansestadt in den vergangenen Jahren gelungen, Missstände zu beseitigen, die Servicequalität zu verbessern und so die wirtschaftliche Grundlage seriöser Unternehmer zu stärken. Es habe sich ein konstruktiver Austausch zwischen Nutzern, Genehmigungsbehörden, Politik und dem Gewerbe eingestellt, „von dem alle Seiten profitieren und der sicherlich für die Branche beispielhaft ist“, unterstrich Brüggmann.

 

Eine Schlüsselrolle für den künftigen Erfolg ihrer Branche, darin waren sich die Teilnehmer am IHK-Taxi-Tag einig, spielt die Digitalisierung von Geschäftsprozessen. Mit brancheneigenen Apps zum Bestellen und Bezahlen per Smartphone oder Tablet seien vielerorts erfolgversprechende Schritte gemacht worden, berichtete Roland Böhm, der auch im Vorstand des Deutschen Taxi- und Mietwagenverbandes engagiert ist. „Aber auch die beste App kann sich nur dann durchsetzen, wenn sie von der eigenen Branche mit Leben erfüllt wird und zu einer weitreichenden Mobilitäts-App weiterentwickelt werden kann“, warnte er davor, die Entwicklungen zu verschlafen. Mit Blick auf die Digitalisierung sei es zudem wichtig, dass die Branche in der Diskussion um Anpassungen des Personenbeförderungsgesetzes klar Position beziehe.

 

 

Deutlich wurde auf dem IHK-Taxi-Tag aber auch: Der gesetzliche Mindestlohn hat den Druck auf die Taxiunternehmen erhöht. Insbesondere die Betriebspflicht, also das Bereithalten von Taxen, werde durch den Mindestlohn zu einer starken Belastung, klagten viele Unternehmer. „In der Konsequenz kann das langfristig die mobile Grundversorgung vor allem im ländlichen Raum beeinflussen“, betonte IHK-Referentin Schleicher.

 

 

Weitere Informationen sowie die Folien der Referenten finden Sie unter 

 

http://www.ihk-nordwestfalen.de/mittelstand/branchen/verkehr-logistik/

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Kommentare: 1
  • #1

    Klaus C. (Donnerstag, 21 Januar 2016 21:43)

    Die Berichterstattung erinnert an die wohlklingend formulierte Branchenmeldung aus einer Imagebroschüre. Tatsächlich sieht es doch ganz anders aus, und zwar so:

    Bericht aus dem SPIEGEL aus 2004 (!):
    https://www.dropbox.com/s/6hxib90z4hs8r4n/SPIEGEL_2004_22_IchFahrenDuSagen.pdf?dl=0

    Thema Mindestlohn in Großstädten:
    http://www.ig-bremer-taxifahrer.de/unsere-themen/mindestlohn-1/umfrage-zum-mindestlohn/

    Thema Geschäftspraktiken hinter den Kulissen:
    http://www.welt.de/wirtschaft/article12245714/In-der-Taxibranche-grassiert-die-Schwarzarbeit.html

    Die Liste der eklatanten Mißstände im Gewerbe ist endlos fortzuführen und erstreckt sich auf fast alle erdenklichen Bereiche. Die alten Probleme sind die neuen Probleme - nur noch viel schlimmer. Dem Taxigewerbe sind die Gäste in den letzten Jahrzehnten regelrecht in Heerscharen weggelaufen, einfach weil wir so lausig sind.